Der Bauerngarten

Die Erde ist ein Stern, der blüht.

img_8133Ein Teil davon ging in die bunten Bauerngärten die, so sagt man »die Schäferstunden der Frauen mit dem kleinen Gott Pan sind«. Gartenarbeit im Bauerngarten ist ausschließlich Frauensache. Kein Bauer arbeitet bis heute in seinem »Hausgarten«. Frauen waren es, die die ersten Pflanzen in die Nähe der Behausungen setzten und aufzogen.

Ein Bauerngarten (also auch meiner) ist zahm und gleichzeitig wild, die Heil- und Würzkräuter, Beeren und Gemüse wachsen, von einem Holzaun und an der Nord- und Ostseite mit einer kleinen Feldsteinmauer geschützt, direkt vor der Küche. Faszinierend der Duft frisch geschnittener Kräuter im Salat, der so frisch ist, dass sein milchiger Saft noch austritt – was natürlich auch die Schnecken lieben. Aber zu einem Garten der auch »wild« sein darf, gehören eben auch Schnecken, Wühlmäuse (erfolgreich von Rauhhaardackel »Arthus« vertrieben) und überhaupt jegliches Getier. So erledigt weitgehend der Buntspecht die Ernte unserer Haselnüsse, ohne scheu vor uns Bewohnern.

Wem ein Bauerngarten genügt für die Nahrung des Leibes, und wer ihn mit liebe bestellt, dem nährt er auch Leib und Seele. Im Garten ist es wie bei uns Menschen: »liebe deinen nächsten wie dich selbst». Dies ist bei Kraut und Rüben ganz wie bei uns. Es gibt Nächste die einem sympatisch sind wie der Lauch den Karotten und Zwiebeln, oder die Gurken mit den Bohnen, oder die Erdbeeren mit dem Knoblauch.

Der Knollenfenchel, ein Querkopf, der alleine sein will. Die Kartoffel mag keinen Dill und die Zwiebel keine Erbsen: es geht eben zu wie bei uns Mitbewohnern. Wir sind eben alle noch auf dem Weg , ein Garten zu werden. Da sind wir schon bei der Lehre von Kraut und Unkraut, einer Irrlehre. Wir haben nicht das Recht zu urteilen, nur weil uns nicht alle Kräuter schmecken. Ohne Unkraut kein Kraut. Jäten ja, aber nicht so verbissen. Wie schön ist es in unserem nützlichen Bauerngarten in seinem ständigem Wechsel der Jahreszeiten, das Paradies aufblitzen zu sehen, und sei es auch nur für einen Flügelschlag. Meine Kunden, die auch Garten und Wiese betreten dürfen (als Ausstellungsfläche für Möbel und Gartendekorationen ) sagen, es sei das Paradies.

Volumus quod in horto omnes herbas habeant, id est lilium, rosas…..

img_3461»wir wollen, dass im Garten alle Pflanzen anzutreffen seien, nämlich Lilie, Rose« … so beginnt das 70. Kapitel des „capitulare de villis imperialibus, einer Sammlung von Richtlinien für die kaiserlichen Meierhöfe, im Auftrag um das Jahr 800, wahrscheinlich von Karl dem Großen oder seinem Sohn, Ludwig dem Frommen. Viele dieser ca. 70 Pflanzen sind heute noch Bestand in den Bauerngärten, übernommen aus der Tradition der Klostergärten.

Die Fülle und Farbenpracht der Gärten, ihre Vertrautheit täuscht – selbst Lilie und Rose wurden wegen ihrer symbolischen Bedeutung gepflanzt. Auch das scheinbar mutwillige nebeneinander von Krautarten, Nutzgewächsen und blumiger Vielfalt, ist bei genauerem Hinsehen einer exakten Ordnung unterlegen. Im Zentrum die Nutzpflanzen mit Platz zum Ausbreiten. An den Rändern die „nutzlosen“, aber schönen Blumen. Manche dieser Blumen waren ursprünglich eine wichtige Heilpflanze. Wer denkt noch daran, dass Rosen, Stiefmütterchen und viele mehr als Heilpflanze geachtet waren. Das Anlageprinzip hat sich bis heute, mehr als ein Jahrtausend, erhalten, wenn auch der Pflanzenbestand im Laufe der Jahrhunderte reicher wurde.

Auch viele der Nutzpflanzen hatten eine große Bedeutung im Volksglauben und -brauchtum und nicht zuletzt im Aberglauben eine bedeutende Rolle.

z.B: Baldrian, Dost (Majoran) und Dill „kann die Hexe nicht, wie sie will“

  • Holunder:
    ein hochgeachteter Strauch, galt als heilig, guter Hausgeist der Haus und Hof vor allem Bösen behütet. Lebende Apotheke der Einödbauern.
  • Liebstöckel (Maggikraut) :
    gegen Unwetter und Hexerei
  • Löwenmäulchen:
    macht den Träger schön, wenn er es bei sich trägt und verbannte alles Böse.
  • Ringelblume:
    etliche Weiber brauchen sie der Buhlschaft.
  • Lilie und Rose:
    Unberührtheit, Jungfräulichkeit, tiefe Verbundenheit mit dem Glauben hat ihnen eine Vorrangstellung in unseren Bauerngärten gesichert.
  • Salbei:
    als Liebestrank und Zaubermittel, öffnet Türen und Schlösser.
  • Thymian:
    vertreibt den Teufel.
  • Wermut:
    gegen Hexen
  • Ysop (auch Bestandteil der „Riechsträußchen“):
    trugen die Bäuerinnen in der Kirche, sollte vor dem Einschlafen schützen.

Ach, und noch soooo vieles mehr !!!

Abschließend Zeilen von „Vergil“, zur Zeit Kaiser Augustinus, das Gärtchen eines römischen Landsmannes beschreibend:

Hier war Kohl, hier mutig die Arm ausstreckender Mangold
Hier weitwuchender Ampfer und heilsame Malven und Alant
Hier die süssliche Möhr und buschige Häupter des Lauches
Hier auch grünt einschläfernd der Mohn mit kalter Betäubung
Auch der Salat grünt, der labend die edleren Speisen beschließt.
Häufig sprosst auch empor der gezackt abwurzelnde Rettich
Und schwer hängt an der Ranke mit breitem Bauche der Kürbis…..